Mit tiefer Trauer über den schmerzlichen Verlust, aber auch mit großer Dankbarkeit für die unschätzbare Lebensleistung nehmen wir Abschied von unserer Gründungsmutter Doris Plewa, die am Mittwoch nach langer, mit Geduld und innerer Stärke ertragenen Krankheit im Alter von 86 Jahren friedlich in ihrem Zuhause verstorben ist.
Doris Plewa hat an der Seite ihres Mannes Siegfried ‚Sigi‘ Plewa, unserem 2019 verstorbenen Gründervater, mit ihrem unermüdlichen, nahezu 70-jährigen Engagement die Studio-Bühne Essen und ihre Vorgängereinrichtungen maßgeblich mitgestaltet und mit herausragenden Leistungen auf Vereins- und Verbandsebene das Amateurtheater geprägt.
Mit ganzer Leidenschaft und größtem persönlichen Einsatz hat Doris Plewa seit 1952 unseren Theaterverein mitbegründet und mitgestaltet und nicht zuletzt durch ihr beharrliches Verhandlungsgeschick dafür gesorgt, dass wir an der Korumhöhe seit mehr als 30 Jahren in einer städtischen Immobilie ein festes und gastliches Zuhause haben. Noch bis vor knapp vier Wochen konnte Doris hier in ‚ihrem‘ Theater regelmäßig die Generalproben mitverfolgen.
Doris Plewa wurde 1935 im ostpreußischen Kaltwangen geboren und fand 1949 in Essen ihr neues Zuhause. 1952 trat sie der ein Jahr zuvor gegründeten „Jugendgruppe Essen-West der Deutschen Jugend des Ostens“, der ersten Vorgängereinrichtung der Studio-Bühne Essen bei und lernte dort ihren späteren Ehemann Siegfried Plewa kennen und lieben. Ihre erste Bühnenrolle spielte sie 1953 in dem Einakter „Schmiedelottel – vierfach“ von Gustav Kunick und wirkte fortan bei fast allen Produktionen der damals noch durch Essen wandernden Theatergruppe mit. Häufig übernahm sie die weibliche Hauptrolle und leistete auch hinter den Kulissen in allen Theaterbereichen in über 100 Produktionen maßgebliche Unterstützung. So war sie insbesondere Mitinitiatorin von zahlreichen Teilnahmen an Gastspielen und Spielbegegnungen im nationalen und internationalen Amateurtheater. Gleiches gilt für die überregionale Verbandsarbeit im Amateurtheaterverband NRW sowie dem Dachverband Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT).
Von 1971 bis 1977 lag ihr Hauptwirken in der Betreuung und Anleitung des jungen Bühnennachwuchses unseres Theatervereins, unter der auch ihre beiden Töchter Kerstin und Astrid von Kindesbeinen an wertvolle Bühnenerfahrungen sammeln konnten. Daran schloss sich die logistische Betreuung der jährlich mit großem Aufwand mobil inszenierten Märchenproduktionen für die Vorweihnachtszeit an. In diesen Jahren gestaltete sie an der Seite von Siegfried Plewa auch die Partnerschaft der Stadt Essen mit Sunderland, Großbritannien durch mehrfache bilaterale Kultur- und Spielebegegnungen mit dem Drama Club Sunderland sowohl in Sunderland als auch in der Studio-Bühne Essen wesentlich mit.
1982 stand sie in der Komödie „Dieb in der Nacht“ von Georges de Tervagne zum letzten Mal als Schauspielerin auf der Bühne. Von 1984 bis 1990 engagierte sie sich insbesondere für die Umwidmung, Renovierung und Nutzung der ausgedienten Schubertschule in Essen-Kray als festen Spielort, dem heutigen STUDIO an der Korumhöhe, das sie am 26. April 1990 miteröffnen konnte.
Seither hat sie bis noch vor wenigen Jahren das täglich erreichbare Kartentelefon, den umfangreichen Kostümfundus sowie die Leitung unseres Café- und Cateringangebotes im Spielbetrieb sowie auch für geschlossene Gesellschaften, Seminare oder Tagungen in unserem Theater übernommen. Denn die Gastlichkeit und Gastfreundschaft der Studio-Bühne Essen war ihr, neben dem qualitativ anspruchsvollen Theaterspiel und der kontinuierlichen Nachwuchsförderung, stets ein besonderes Anliegen.
Doris Plewa ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Studio-Bühne Essen die ehemalige Schubertschule von der Stadt Essen zur Nutzung überlassen bekommen hat und die städtische Immobilie nach der grundlegenden, vereinseigenen Umgestaltung in den 80er Jahren und der städtischen Generalsanierung 2018 seit nunmehr 31 Jahren als einzigartiger Theaterort in der Freien Szene Essen und darüber hinaus gilt.
Hier hat Doris Plewa seit Anfang der 90er Jahre an der Seite von Siegfried Plewa auch ganz wesentlich die regelmäßigen und fortdauernden bilateralen Spielbegegnungen mit dem Städtischen Kinder- und Jugendtheater VERA aus Essens Partnerstadt Nishni Nowgorod in Russland mitgestaltet. Die deutsch-russische Kulturfreundschaft war ihr bis zuletzt eine Herzensangelegenheit.
Für ihr bemerkenswertes ehrenamtliches Engagement im Amateurtheater wurde Doris Plewa 2016 von unserem Dachverband, dem Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT), mit der bundesweit ersten Verdienstnadel des BDAT ausgezeichnet.
Den viel zu frühen Tod ihrer Tochter Kerstin, unserer langjährigen künstlerischen Leiterin, im Januar des letzten Jahres, hat sie mit bewundernswerter Kraft ertragen.
Das maßgebliche Engagement für die Studio-Bühne Essen und ihre Ideale prägt den unschätzbaren Wert des Wirkens von Doris Plewa, dessen Früchte stets vielen Mitgliedern und Gästen zugutekamen und als Erbe weiter zugutekommen werden.
Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt ihrer Tochter Astrid, ihren Enkelkindern Ann-Kathrin, Adrian und Konstantin, ihrer Urenkelin Viktoria und allen Angehörigen.
In tiefer Trauer und großer Dankbarkeit verneigen wir uns vor Doris Plewa. Ihr großes Herz und ihre große Hingabe werden uns sehr fehlen und doch für immer bleiben – in ihrem Lebenswerk, unserem Zuhause, der Studio-Bühne Essen.
Chapeau und Danke für alles, liebe Doris.