Karten

Die Reise nach Brasilien

oder Wie Kolja nach Brasilien flog und Petja ihm nichts glauben wollte

Von Daniil Charms

Aus dem Russischen von Peter Urban

„Ich fahre nach Brasilien“, sagt Kolja Pankin eines Tages zu seinem Freund Petja Ersov. Der will das erst gar nicht glauben, aber trotzdem gehen die beiden am nächsten Morgen zum Flughafen, wo sie tatsächlich einen Piloten finden, der sie einlädt, in sein Flugzeug zu steigen, um sie nach Brasilien zu bringen. Dort angekommen, gibt es für die beiden so manches Abenteuer zu bestehen. Kolja und Petja machen nämlich nicht nur die Bekanntschaft der Eingeborenen, sondern begegnen obendrein auch noch dem einen oder anderen wilden Tier…

Und ist das Brasilien? – fragte Petja.
Siehst du es denn nicht selber, Esel! – sagte Kolja.

Die kleine philosophische Fabel des russsichen Autors Daniil Charms spielt augenzwinkernd mit der Art, in der vor allem Kinder ihre Umwelt erfahren. Die Phantasie des ‚Träumers‘ Kolja unterläuft dabei immer wieder die Vernunft des Rationalisten Petja, und wirft dabei immer wieder neue Fragen auf: Ist die Kuh wirklich eine Kuh, oder doch ein Bison? Ist die Kiefer vielleicht gar keine Kiefer, sondern eine Palme? Aber vielleicht sind die beiden auch gar nicht wirklich in Brasilien…

Mit: Sarah Jäger (Erzählerin, Eingeborene, Pilot), Thorsten Simon (Kolja), Michael Steinhorst (Petja) und Daniela Tost (Erzählerin, Eingeborene, Autofahrer).

Regie und Ausstattung: Dieter Bolte

Dauer: 50 Minuten

Premiere: 25.03.2006

Derniere: 25.09.2010

Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

Gefördert vom Kulturbüro Essen

Pressestimmen

„Viel Raum für die eigene Phantasie lässt das neue Kinderstück der Studio-Bühne: „Die Reise nach Brasilien“ ist eine kleine philosophische Parabel über die Sehnsucht nach dem großen Abenteuer, ideenreich inszeniert von Dieter Bolte. Eine flotte, russische Melodie erklingt, wenn Kolja (Thorsten Simon) und Petja (Michael Steinhorst) zu Beginn ihre Fellmützen überstülpen und in die dicken Mäntel schlüpfen. Schließlich spielt die teils komische, teils poetische Geschichte im kalten St. Petersburg – der Heimat des in der Stalinzeit verfolgten Autors Daniil Charms, dessen kurzer Text die Vorlage für diese bezaubernde Produktion lieferte. Kolja ist ein herrlicher Sturkopf, zu dem Petja mit seinem wunderbar trockenem Humor einen gelungenen Gegenpol bildet (…) Und wenn Kolja und Petja im fahlen Mondlicht die Arme ausbreiten und über den Dächern zu fliegen scheinen, hinterlässt das ein sehnsuchtsvoll-melancholisches Gefühl.“

WAZ

„Warmherzig erzählt Dieter Bolte die kleine Geschichte des russischen Autors Daniil Charms. Es gibt weder große Requisiten noch laute Effekte. Russische Volksmusik vom Band und liebevolle Einfälle machen den Charme der Inszenierung aus: Ganz St. Petersburg findet auf einem Tisch Platz. Die Kuh, die Petja die Fellmütze klaut, ist aus einer Socke und einer Holzplatte gemacht. Das Flugzeug ist ein Blecheimer und der Propeller wird von einer Bohrmaschnine angetrieben. Wer die „Reise nach Brasilien“ mitmachen will, braucht also viel Phantasie. Oder es ergeht ihm wie Petja.“

NRZ