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Kopenhagen

Schauspiel von Michael Frayn

„Aber warum?“ Diese Frage steht im Mittelpunkt von Michael Frayns packendem Schauspiel Kopenhagen. Warum fuhr der Physiker Werner Heisenberg im Herbst 1941 zu seinem Lehrmeister und Freund Niels Bohr in das von den Deutschen besetzte Kopenhagen? Was geschah genau bei diesem geheimnisvollen, historischen Treffen? Und vor allem: Was wollte Heisenberg so dringend von Bohr wissen, das die Freundschaft der beiden Nobelpreisträger aufs Spiel setzte? Eines scheint klar: Es ging um die Nutzung der Kernenergie…

Kopenhagen – ein spannender Schlagabtausch, bei dem klare Urteile über Schuld und Moral nach und nach ins Wanken geraten!

Mit: Stefanie Beckmann, Andreas Gruber und Michael Steinhorst

Regie: Wolfgang Gruber

Bühne: Katrin Gerheuser

Premiere: 06.11.2011

Derniere:  06.10.2012

Gefördert durch das Kulturbüro Essen

Pressestimmen

„Selten sind eher trockene Teilbereiche der Physik wie das Komplementaritätsprinzip oder die Unschärferelation so packend und eindringlich inszeniert worden. Dabei rückt Regisseur Wolfgang Gruber in seiner Fassung von Michael Frayns gefeiertem Atom-Drama „Kopenhagen“ weniger die wissenschaftlichen Facetten in den Vordergrund, sondern konzentriert sich auf moralische und menschliche Konflikte. Das mitreißende Stück feierte eine umjubelte Premiere in der Studio-Bühne.

‚Warum ist er nach Kopenhagen gekommen?‘ Diese Frage verfolgt den dänischen Physiker Niels Bohr und dessen Frau Margarethe auch noch nach deren Tod. 1941 nämlich bekamen die beiden Besuch von Bohrs früherem Schüler Werner Heisenberg – ein Besuch, der mit der plötzlichen und übereilten Abreise Heisenbergs endete, nachdem Heisenberg und Bohr kurz vorher noch zu einem gemeinsamen Spaziergang aufgebrochen waren (…)

Wolfgang Gruber vermeidet es, das Stück mit aktuellen Bezügen wie der jüngsten Atomdebatte zu überfrachten. Nur einige Tonbandaufnahmen, die die diversen Zeit- und Realitätssprünge voneinander trennen, stellen Bezüge zu Ereignissen des 20. Jahrhunderts her, die sich allesamt um fragwürdige Glaubwürdigkeit drehen: Bill Clintons Leugnung einer Affäre, der Skandal um Uwe Barschel, Walter Ulbrichts ‚Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen‘.

Es geht um die zentrale Frage, ob ein Wissenschaftler das moralische Recht hat, am Bau der Atombombe mitzuwirken. Doch wichtiger scheint die Analyse der Freundschaft. Schließt der erste Akt noch mit einem kleinen Happy End, weil Heisenberg und Bohr glücklich lächelnd ihre verloren geglaubte Vater-Sohn-Beziehung wiederentdecken, scheitert auch dieser Vorstoß im zweiten Teil an zunehmenden Missverständnissen und Unklarheiten. Auch Margarethe entfremdet sich immer stärker ihrem Mann.

Nicht zuletzt dank einer großartigen Ensembleleistung mit Stefanie Beckmann als Margarethe, Andreas Gruber als Bohr und Michael Steinhorst als Heisenberg gelingt es Gruber, das schwierige und dialoglastige Drama packend und spannend zu erzählen. Das von Katrin Gerheuser geschaffene abstrakte Bühnenbild, das aus kargen Holzmöbeln, einem Schachbrett und einem geordnetem Strick-Labyrinth besteht, verdichtet die Konzentration auf das überzeugend agierende Trio.“

WAZ