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Stellungnahme der Studio-Bühne Essen zur Haushaltssperre der Stadt Essen

23.04.2020

Hält Essen auch zusammen, wenn es um die Finanzierung der freien Kultur in der Stadt geht?

Mit großer Verwunderung und Irritation mussten wir davon Kenntnis nehmen, dass der Kämmerer der Stadt Essen am 8. April 2020 eine Haushaltssperre erlassen hat. Wir befürchten dadurch einschneidende finanzielle Konsequenzen für die Fortführung unseres langjährigen anerkannten ehrenamtlichen Engagements im kulturellen wie kinder- und jugendtheaterpädagogischen Bereich sowie eine nicht hinnehmbare allgemeine finanzielle und strukturelle Schwächung der freien Kulturszene in Essen.

Am kommenden Sonntag kann die Studio-Bühne Essen stolz und dankbar auf 30 Jahre STUDIO an der Korumhöhe und seine Eröffnung am 26. April 1990 zurückblicken. Von Festtagsstimmung kann jedoch derzeit keine Rede sein. Dies vor allem vor dem Hintergrund der alle belastenden Corona-Situation und der zur Bewältigung ihrer Auswirkungen erlassenen Auflagen und Verfügungen. Selbstverständlich unterstützen wir diese zur Eindämmung der Infektionsraten und leisten unseren solidarischen Beitrag zur Krisenbewältigung. Daher haben wir noch vor einer entsprechenden Allgemeinverfügung der Stadt Essen unser Haus vorsorglich seit dem 13. März 2020 geschlossen. Damit war bereits bis heute die Absage von insgesamt 17 Veranstaltungen mit entsprechenden Einnahmeverlusten verbunden. Vom nicht zu beziffernden Verlust des Theater- und Vereinslebens ganz zu schweigen. Die noch nicht absehbare Öffnungsperspektive für die Theater und damit auch unser Haus stellt eine permanente Belastung dar, die wir gleichwohl mit großer Hoffnung auf Besserung der Lage Tag für Tag neu meistern.

Der Erlass einer Haushaltssperre vom 8. April 2020 und entsprechende angekündigte Streichungen städtischer Geldzuschüsse u.a. für das Vereinswesen und im Kulturbereich erschüttert unsere Zuversicht und Zukunftsplanung allerdings massiv und von völlig unerwarteter Seite.

Mit Blick auf die morgige Sitzung des Hauptausschusses der Stadt Essen fordern wir daher ein klares Bekenntnis der Stadt Essen und aller politischen Fraktionen zur weiteren finanziellen Unterstützung unserer kulturellen wie kinder- und jugendtheaterpädagogischen Angebote und Projekte sowie ein gleichfalls eindeutiges Bekenntnis zur weiteren Unterstützung und Stärkung der freien Kulturszene in Essen im Allgemeinen. Es kann nicht angehen, dass die freien Kultureinrichtungen, die schon unter den sonst üblichen Umständen vielfach unter sehr prekären Bedingungen unverzichtbare Beiträge zum sozialen und kulturellen Zusammenhalt und Lebenswert der Stadt Essen leisten, in dieser für die gesamte Stadtgesellschaft schwierigen Situation durch eine benachteiligende Haushaltssperre im Kulturbereich zusätzlich zu allen gegenwärtigen Verlusten, Belastungen und Unsicherheiten noch weiter in Mitleidenschaft gezogen werden.

Wenn die Stadt Essen derzeit mit sicher nicht geringem finanziellen Aufwand plakativ und unter dem Hashtag #essenhältzusammen nachdrücklich an die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger in Essen appelliert, steht für uns die Frage im Raum, ob dieser beschworene Zusammenhalt auch seitens der Stadt für die unverzichtbare freie Kulturszene in Essen und die weitere finanzielle Sicherung ihrer Arbeit und Projekte in Zeiten der Krise und darüber hinaus gilt. Dies ist für uns – gerade auch im Jahr der Kommunalwahl – eine sehr verstörende Unsicherheit.

Essen, 23. April 2020 | Michael Steinhorst, Vorsitzender