Von Sonja Terpoorten
Möchtest du wüten, schreien, flüstern, weinen, und suchst du einen Ort, wo deine Emotionen gefragt sind? Denkst du dabei auch sofort ans Theater? Aber wo bist du willkommen als Laie? Auf jeden Fall bei der Studio-Bühne.
Seit genau 20 Jahren finden sich auf der Korumhöhe 11 in Essen-Kray Alt und Jung zusammen, um gemeinsam Theater zu spielen. In diesen beiden Jahrzehnten brachte die enge Zusammenarbeit zwischen der Leitung der Studio-Bühne und ihren Mitwirkenden 2.610 unterhaltsame und anspruchsvolle Kulturveranstaltungen hervor.
1990 bezogen die schauspielbegeisterten Theaterliebhaber der Studio-Bühne die Räume der ehemaligen Schubertschule in Essen-Kray und machten aus ihr ein Begegnungszentrum für Schauspieler und Publikum.
Fortan atmete die alte Penne den Geist von Kreativität und Arbeitsfreude. Jeder einzelne Mitwirkende lässt einen Teil von sich in das Kunstprodukt einfließen und gibt so der Kulturtradition des Theaterspielens in der Studio-Bühne einen eigenen besonderen Charme.
Auch ich wollte einmal „Theaterluft schnuppern“ und beschloss, mich in ein Abenteuer fallen zu lassen, in das Abenteuer der Biene Maja. Und das erste, was ein Abenteuer so mit sich bringt, ist das Lampenfieber.
Wie wird es sein, auf der Bühne zu agieren, vor Publikum zu sprechen? Werde ich mit den Figuren auf der Bühne harmonieren? Alle meine Bedenken und Hoffnungen sollten sich während der Proben verwirklichen. Die waren stressig, spaßig und manchmal auch chaotisch. Aber eines waren sie nie: langweillig!
Obwohl ich in der Truppe debütierte, wurde ich herzlich aufgenommen und gefördert, ohne Vorbehalte gegen meinen Mangel an Erfahrung. Wir waren etwa zehn Jugendliche, die mit Ausdauer und Begeisterung die Biene Maja und ihre Freunde und Feinde darstellten.
Klar, dass jede einzelne Aufführung für uns zu einem aufregenden Erlebnis wurde, die mit Lampenfieber begann und mit aufgewühlten Diskussionen endete. Dabei war die Freude am Spiel fortwährend präsent.
Verständlich, wie groß die Trauer war, als die letzte Vorstellung vorbei war. Ein letztes Mal hatten wir hektische Kostümwechsel überstanden, der Applaus war verhallt, Publikum wie Waldtiere hatten sich in ihre Behausungen zurückgezogen, und wir Darsteller gingen auch nach Hause, traurig, aber mit bunten Erinnerungen und reicher an Erfahrung.
Wir hatten jedesmal erfolgreich unser Lampenfieber besiegt und konnten dem jungen Publikum einen spannenden Nachmittag bereiten.
Auch dramaturgische und logistische Hindernisse entmutigten uns nicht, und wir haben das Bühnenwerk vom Anfang bis zum Ende gestaltet.
Für die Biene Maja ist der letzte Vorhang gefallen, die Studio-Bühne aber macht weiter!
Ob ein Herz sich nach Tragik sehnt, oder der Sinn nach Gesellschaftskritik trachtet, Kinder der Langeweile entfliehen möchten, oder drängt es auf die mystischen Bretter unserer darstellenden Kunst, für jedes Bedürfnis bietet die Studio-Bühne Raum zum Ausprobieren und Verwirklichen.
Theaterbegeisterte jeder Altersklasse können ihre Talente auf und mit der Studio-Bühne erproben.